Markdorfer Piloten mit ihren Rückholmannschaften haben nach dreijähriger Zwangspause wieder am ältesten deutschen Segelflugwettbewerb, dem Hotzenwald Wettbewerb teilgenommen. Corona bedingt hatten zwei Wettbewerbe ausfallen müssen, sodass dieses Jahr zum 57. Mal dieser interessante sportliche Vergleich auf dem Fluggelände Hütten im Südschwarzwald stattfand. Interessant und spannend deshalb, weil sowohl im Schweizer Jura, Schwarzwald und auf der Schwäbischen Alb geflogen werden kann. Mit insgesamt 32 Flugzeugen von 40 möglichen war der Wettbewerb nach der Pause noch nicht voll belegt.
Es berichten Helmut Westermann und Justin Bauer-Chen
Der Markdorfer Doppelsitzer beim Flugzeugschleppstart
Die Wettervorhersagen für die Pfingstwoche waren recht durchwachsen, was die Markdorfer aber nicht beirrte. Mit drei Flugzeugen sind sie, die größte Vereinsmannschaft gewesen. Im Doppelsitzer Duo Discus waren Thorsten Bosch mit Justin Bauer-Chen, in den Einsitzern Rudolf Schmillen und Helmut Westermann unterwegs. Zusätzlich waren auch wieder aus Walldürn/Odenwald Martin Westermann und Tobias Burkhardt mit dem FSCO Duo Discus dabei. Unterstützt wurde die komplette Truppe von der Rückholmann/frauschaft Iris Hestermann; Angelika Westermann; Anita Veeser und Brigitte Wieland.
Die ganze Mannschaft beim gemeinsamen Schlechtwetterfrühstück (vlnr: Justin Bauer Chen; Martin Westermann; Tobias Burkhardt; Anita Veeser, Thorsten Bosch; Rudolf Schmillen; Angelika Westermann)
Leider konnte nach Pfingstsamstag mit mäßigem Wetter und vielen Außenlandungen wetterbedingt nur noch am Freitag und Samstag vergangener Woche geflogen werden. Die beiden letzten Wertungstage waren aber geprägt von einer frischen Hochdruckwetterlage, die es der Wettbewerbsleitung ermöglichte große Strecken über Schwarzwald und Schwäbischer Alb auszuschreiben. Mit Durchschnittsgeschwindigkeiten bis 99km/h haben die Markdorfer, an den letzten beiden Tagen, jeweils über 400km Strecken zurückgelegt. Im engen Teamflug konnte unser, in der Standardklasse fliegende 15m Discus 2b, mit dem in der offenen Klasse beheimateten Duo Discus aus Walldürn mithalten.
„Juhuu“ nach gelungenem Flug (Tobias Burkhardt; Martin Westermann; Helmut Westermann)
Dabei ging es vom Hotzenwald in den Nordschwarzwald nach Freudenstadt dann zurück bis an den Titisee und von dort über die Schwäbische Alb bis Zwiefalten und dann wieder Heim zum Hotzenwald. Alle Markdorfer Piloten erreichten nach 5 bis 6 Stunden Flugzeit wohlbehalten das Ziel und freuten sich riesig über die schönen Flüge. In den beiden Wertungsklassen konnten die Plätze 4; 7; 8 und 13 erreicht werden. Unter diesen Bedingungen war der olympische Gedanke tragend und die tolle, kameradschaftliche Atmosphäre auf dem Hotzenwald sorgte dafür, dass beim Abschlussfest schon die neuen Teilnahmepläne für 2023 geschmiedet wurden.
Helmut Westermann
Auch der Flugschüler Justin Bauer-Chen schildert seine Erlebnisse der Woche:
Nach einer ca. 3 stündigen Autofahrt waren wir endlich dort. Zum Glück
konnten wir noch bei Sonnenschein unsere Zelte aufbauen. Der nächste Tag
startete bereits um 9 Uhr mit einer kleinen Rede und dem 1. Briefing der
Woche. Nach dem abnormal langen Wetterbriefing und mit einer AAT Aufgabe
ausgerüstet ging es endlich los. Flugzeug um Flugzeug wurde aufgebaut und an
den Start gezogen.
Ich bin mit Thorsten Bosch (toller Fluglehrer) zusammen
den Duo Discus XLT geflogen. Insgesamt gab es 32 Flugzeuge, aufgeteilt in der
Offenen und Standard Klasse. Von dem „alten“ Bergfalken, auch bekannt als
„Tod durch Index/Duo-Schreck“, bis hin zu modernen Elektro-Fliegern mit
Wölbklappen (Antares 20e, mein neues Lieblingsflugzeug) war alles dabei.
Diesmal gab’s eine Spannweitenverlängerung (18m) für den Bergfalken, wobei
für mich die Winglets stylischer aussahen. Mal schauen was die sich für
nächstes Jahr ausdenken. (vielleicht, ja ein Elektro-Antrieb oder Wölbklappen).
Wir schienen jedenfalls am Anfang Glück zu haben, da wir die „PA-25 Pawnee“ Schleppmaschine
bekommen haben. Leider wurde die Thermik nicht so gut, sodass wir noch einen 2. F-Schlepp
brauchten (auch wieder Pawnee). Den Motor (Turbo) mussten wir schließlich trotzdem ziehen
auf dem Rückweg über Donaueschingen.
Das Hornberg-Becken. Ein typisches Merkmal im Südschwarzwald
Das Wetter am nächsten Tag war zwar fliegbar, aber für eine
AAT-Aufgabe hats nicht gereicht. Wir hatten wieder nur Glück bei der Schleppmaschine (auch
wieder Pawnee). Jedenfalls konnten wir uns die Landefelder aus der NÄHE anschauen. Resultat: 2
Motorzündungen und 96 von 100km
Wenigstens weiß ich jetzt wie Donaueschingen, Reiselfingen und der
Titisee aus ca. 250m über Grund aussieht. Die Routen verliefen
größtenteils über den Schwarzwald (mit Schluchsee & Reutlingen ->Aufzugsturm!) und die Alb.
Der Schluchsee
Aufm Rückweg vom 3. Wertungstag kurz
vorm Zünden des Motors „die XX kommt zur Landung OHNE
Zeitwertung“. Das war Anreiz genug nochmal durchzubeißen und sich
langsam und mühsam in Reiselfingen „auszugraben“.
Die 5 Regentage haben wir übrigens genutzt um den
Außenlandefeldkatalog ausgiebig zu studieren. Dazu gab es Shoppen und
1 Kino Abend (Top Gun: Kann ich nur empfehlen) und „Mäxle“ mit Rotwein.
Die letzten beidenTage waren das Highlight. 2 Flüge mit >400 km und das Fest am Samstagabend.
Blöd nur, dass das letzte Bier wohl etwas schlecht war, sodass wir mit einem mehr oder wenigen
leichten Kater aufgewacht sind. Die Hotzenwald-Jugend war jedenfalls, auch mit der „Alkohol
24 Meter vom Flugzeug weg“ Regel, nicht flugtauglich.
Trotz der vielen Regentage ist es doch eine aufregende und lehrreiche Woche geworden. Und für
meinen 100km Überlandflug für meine Flugschein hat es auch gaaanz knapp auch gereicht. (~450km)
Ein paar Tipps & Tricks zum Schluss:
-Keine Schokoriegel mitnehmen.
-Beim Fliegen jeden Tag aufs Neue darauf achten, an welcher
Stelle der Wolken es meistens gutes Steigen gibt.
Justin Bauer-Chen