Das Bodenseefreundschaftsfliegen ist ein Wettbewerb an dem alle Segelflugvereine der Bodenseeregion teilnehmen können. Da es leider in den letzten zwei Jahren Corona-bedingt nicht stattgefunden hat haben wir uns dieses Jahr umso mehr darauf gefreut. Der Gewinner des letzten Wettbewerbs lädt im nächsten Jahr zum Wettbewerb ein und so fand es dieses Jahr vom 1. bis zum 3. Juli auf dem Segelfluggelände der SFG Singen-Hilzingen statt.
Einige unserer Flieger am Start in Hilzingen
Am Freitagnachmittag sind wir also mit gleich vier Fliegern in Richtung Singen aufgebrochen. Da ich zu diesem Zeitpunkt nicht fliegen durfte, weil ich noch auf meinen Flugschein warten musste, hatte mir Nick angeboten mit ihm zusammen zu fliegen. Da jedoch die beiden großen Doppelsitzer schon belegt waren blieb uns nichts anderes übrig als unseren Schulungs-Doppelsitzer, die ASK21, mitzunehmen was zu allgemeiner Belustigung aller Wettbewerbsteilnehmer geführt hat. Die ASK21 ist allgemein als Schulungsflugzeug bekannt und wird aufgrund ihrer schlechten Gleitzahl eher selten für größere Strecken, und schon gar nicht für Wettbewerbszwecke verwendet. Da die bei Wettbewerben teilnehmenden Flugzeuge unterschiedlich gut Performen werden sie in unterschiedliche Klassen aufgeteilt und bekommen eine Vergleichszahl, den sogennanten „Index“ zugeordnet, damit sie mit besseren Flugzeugen mithalten können. In unserer Klasse waren wir mit der ASK21 mit dem schlechtesten Flugzeug bestückt. Voller Zuversicht den anderen Teilnehmenden ein wenig zu zeigen wozu auch dieses Flugzeug im Stande sein kann machten wir uns am Samstagmorgen nach dem gemeinsamen Frühstück daran, das dicke Ding aufzubauen.
Nachdem die Wettbewerbsaufgabe für den Tag herausgegeben war, wobei aufgrund des nicht besonders guten Wetters eine eher kleine Strecke mit nur zwei Wegpunkten gewählt wurde, machten wir uns daran den Flieger für den kommenden Flug herzurichten. Um 12 Uhr ging es an den Start und da drei Motorfliger als Schleppmaschinen zur Verfügung standen waren die rund 25 Segelflieger recht schnell in der Luft. Wir erhielten die Freigabe für die Aufgabe und fingen sogleich an den bestmöglichen Weg zum ersten Wegpunkt, nahe Schramberg, anzusteuern.
Wir kämpften uns erfolgreich an Blumberg vorbei und hielten auf die Wutach zu. Von dort aus flogen wir nördlich und hielten uns nahe des Schwarzwald. Auf halbem Weg lies uns die Thermik ein wenig im Stich, doch Nick schaffte es erfolgreich uns wieder auf eine sichere Höhe zu kurbeln. Knapp im ersten Wendepunktkreis angekommen, drehten wir schon in Richtung Ziel. In südlicher Richtung den Schwarzwald wieder hinunter verließ uns die Thermik erneut und wir glitten fast eine halbe Stunde ohne Aufwind nutzen zu können.
An Donaueschingen vorbei fliegend sahen wir wie ein Flieger aus unserer Klasse auf der Segelfugbahn des örtlichen Flugplatzes landete. Ein wenig Stolz, dass wir es schon weiter als einer unserer Konkurrenten geschaft hatten flogen wir in Richtung Ziel weiter. Doch ehe wir uns weiter amüsieren konnten ging es rasant abwärts und schon heilten wir uns in 250 Metern über Grund auf. Doch wir waren noch nicht daran aufzugeben und Nick schaffte es tatsächlich den Flieger auf konstanter Höhe zu halten. Mehr als 40 Minuten kreisten wir in einer Thermik in der es langsam aber sicher aufwärts ging und schließlich war es genug um uns wider auf eine Höhe zu bringen mit der wir es wieder zurück nach Hilzingen schafften.
Da es an diesem Tag 2 von 6 Segeflugezuge unserer Klasse nicht zum Flugplatz zurück geschafft hatten befanden wir uns am Ende des Tages mit immerhin 140km in 3 ½ h auf Platz 3!
Am nächsten Tag war das Wetter besser vorhergesagt, aber die Vorhersage stimmt ja nicht immer und so schaffte wir es beim ersten Versuch nicht in der Luft zu bleiben. Beim zweiten Versuch sah es schon besser aus und wir schafften es ungefähr 20 km in Richtung des ersten Wegpunktes. Da die Thermik nun aber schon nachließ und uns die ersten Flieger schon wieder entgegengekommen sind entschieden wir uns dazu umzudrehen. Dies erwies sich als richtige Entscheidung und wir schafften es mit genügend Höhe wieder zurück zum Flugplatz.
Am Ende des Tages befanden wir uns mit nicht erfüllter Aufgabe und 85km in 2h40 auf Platz vier in der Gesamtwertung. Eine solche Wertung mit einem Schulungsflugzeug geflogen zu sein beeindruckte sogar den ein oder anderen Profi-Streckenflieger. Und wenn man bedenkt, dass der Wettbewerb wie der Name schon sagt ein freundschaftliches Ereigniss war lässt sich sagen, dass er dieses Jahr nach längerer Zwangspause wieder ein voller Erfolg war.
Simon Müller